In den letzten Jahren war der Ton im Recruiting klar: Bewerbende geben den Takt vor, Unternehmen werben mit Benefits, Flexibilität und Feel-Good-Vibes um jede Bewerbung. Doch die Lage hat sich spürbar gedreht. Mehr Menschen suchen wieder aktiv nach Jobs, das bedeutet: der Arbeitgebermarkt ist zurück.
Klingt für dich nach Rückenwind für HR- und Führungskräfte? Vielleicht. Denn mehr Auswahl heißt nicht automatisch einfachere Entscheidungen. Aber keine Sorge, wenn du jetzt clever handelst, kannst du dir mit der passenden Strategie einen Vorsprung verschaffen. Wir zeigen dir in unserem Beitrag, was den Wandel vom Bewerber- zum Arbeitgebermarkt ausmacht, welche Tricks jetzt besonders wichtig sind und wieso man sich keinesfalls auf diesem Wandel ausruhen sollte.
Von Vollbeschäftigung zur Talentjagd und wieder zurück?
Wer einen Blick zurückwirft, erkennt: Der Arbeitsmarkt ist kein statisches Konstrukt, sondern ein Spiegel seiner Zeit. In den Jahrzehnten nach dem Wirtschaftswunder konnten sich Unternehmen noch recht sicher sein – wer Jobs anbot, bekam auch Bewerbungen. Es war ein klassischer Arbeitgebermarkt, geprägt von klaren Hierarchien und einem vergleichsweise stabilen Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.
Doch spätestens ab den 2000er-Jahren begann sich das Blatt zu wenden. Die Babyboomer gingen nach und nach in Rente, viele Berufe wurden akademisiert, und durch Globalisierung sowie Digitalisierung stieg der Bedarf an hochspezialisierten Fachkräften. Der Ton im Recruiting änderte sich: Die Unternehmen suchten sich ihre Leute nicht mehr aus – die Leute suchten sich ihre Unternehmen aus. Benefits, flexible Arbeitsmodelle und Sinn wurden zu den stärksten Verkaufsargumenten für eine ausgeschriebene Position.
Und nun? 2025 bringt großen Umschwung. Wirtschaftliche Unsicherheit, Massenentlassungen in der Tech- und Finanzbranche, Automatisierung und der flächendeckende Einsatz von KI haben das Kräfteverhältnis erneut verschoben. Die Zahl der aktiv suchenden Talente steigt – nicht unbedingt, weil sie möchten, sondern weil sie müssen. Gleichzeitig nehmen bestimmte Rollen an Bedeutung ab, während neue entstehen. Die Folge: Mehr Bewerbungen auf dem Tisch und ein breiteres Feld an potenziellen Kandidat:innen – zumindest auf den ersten Blick.
Mehr Auswahl, mehr Verantwortung – sieben Tipps:
Auf den ersten Blick klingt das doch erstmal ziemlich gut: Mehr Bewerbungen, mehr Optionen, bessere Verhandlungsposition, da könnte man glatt meinen, Unternehmen hätten’s jetzt wieder leicht.
Aber ganz so einfach ist es nicht. Denn der größere Spielraum bringt auch neue Aufgaben mit sich. Wenn du jetzt einfach nur aussortierst, ohne genauer hinzuschauen, verpasst du Chancen. Und oft sind es gerade die Bewerbenden, die auf den ersten Blick nicht perfekt zu deinem erwarteten Profil passen, sich aber später als perfekt fürs Team entpuppen.
Eines muss uns jedoch klar sein: Mit mehr Auswahl wächst auch die Verantwortung. Auswahlprozesse brauchen Struktur. Erwartungen sollten klar formuliert sein. Ob jemand wirklich passt, zeigt sich nicht allein im Lebenslauf, sondern in seiner Haltung, seinen Werten und der Art, wie ihr zusammenarbeitet. Gleichzeitig steigen die Ansprüche im Job: an Kommunikation, an Wertschätzung, an Entwicklungsperspektiven.
Die Frage ist, wie du jetzt damit umgehst. Wir zeigen dir, worauf es jetzt ankommt, um das Beste für dich und dein Team herauszuholen!
- Anforderungsprofile schärfen – gerade jetzt. Wenn plötzlich mehr Bewerbungen auf dem Tisch liegen, bringt dich nur ein klares Bild davon, was du wirklich brauchst, weiter. Welche Kompetenzen zählen? Welche Werte sind dir wichtig? Je genauer du wirst, desto gezielter findest du passende Menschen.
- Qualität vor Quantität – auch bei vielen Bewerbungen. Mehr Auswahl kann leicht in Überforderung kippen. Strukturierte Prozesse, klare Kriterien und vielleicht auch mal ein Praxistest helfen dir, nicht nur schnell, sondern gut zu entscheiden. Weniger Bauchgefühl, mehr Substanz.
- Employer Branding bleibt Pflicht. Nur weil der Markt sich gedreht hat, heißt das nicht, dass du dich zurücklehnen kannst. Gute Leute haben immer Optionen. Zeig, wofür du stehst. Ehrlich, greifbar, ohne Hochglanzfassade.
- Onboarding und Entwicklung von Anfang an mitdenken. Wer glaubt, dass Recruiting mit der Vertragsunterschrift endet, wird schnell eines Besseren belehrt. Gerade in Zeiten höherer Fluktuation zählt der Start doppelt. Und auch Entwicklungsmöglichkeiten gehören längst zur Entscheidung mit dazu.
- Talentpools und ehemalige Kontakte reaktivieren. In einem dynamischeren Markt lohnt sich der Blick nach innen und zurück: Wer war schon mal nah dran? Welche früheren Kandidat:innen könnten jetzt gut passen? Wer mitdenkt, spart nicht nur Zeit, sondern gewinnt oft bekannte Qualität zurück.
- Offenbleiben für ungerade Lebensläufe. Wenn du jetzt nur nach dem klassischen Werdegang suchst, entgeht dir oft das größte Potenzial. Viele bringen Erfahrungen mit, die nicht linear, aber wertvoll sind.
- Zuguterletzt: Prozesse modernisieren und Technik nutzen. Mehr Bewerbungen bedeuten mehr Aufwand – aber auch mehr Chancen. Automatisierungen können euch entlasten, wo es sinnvoll ist. So bleibt genug Raum für das, was für den Recruitingprozess besonders wichtig ist. echte Begegnungen.
Zurück am Steuer – aber mit Verantwortung
Ja, der Markt hat sich gedreht. Bewerbende suchen wieder aktiv. Die Bewerbungen werden mehr, die Auswahl scheinbar größer. Wer jetzt nicht aktiv steuert, überlässt gute Entscheidungen dem Zufall. Denn unter den vielen Bewerbungen sind nicht automatisch die richtigen, und eine gezielte Auswahl spart spätere Nachbesetzungen, Unruhe und Zeitverluste.
Gutes Recruiting heißt daher:
• Du kommst schneller an die richtigen Leute.
• Du überzeugst sie nachhaltiger.
• Und du sorgst dafür, dass sie bleiben.
Der Arbeitgebermarkt ist eine Momentaufnahme. Die Entscheidung, wie du jetzt damit umgehst, wirkt lange nach. Genau deshalb lohnt es sich, gerade jetzt bewusst zu investieren.
Mehr Bewerbungen sind gut. Die richtigen sind besser – melde dich gern bei uns.